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Das erste Geräusch war ein Stöhnen, tief und schwer, als würde sich die Erde selbst anspannen. Daniel saß kerzengerade im Bett, als der Boden unter ihm bebte. Dann kam das Dröhnen – das Land draußen brach auseinander. Als er das Fenster erreichte, war ein Teil seines Gartens in der Dunkelheit verschwunden.

Claire schrie aus dem Flur, die Kinder weinten durcheinander. Daniel eilte barfuß nach draußen, der Regen tropfte noch vom nächtlichen Sturm. Wo sich einst der Garten erstreckte, klaffte nun ein riesiger Krater, in dem die Erde wie Sand in einem Stundenglas nach innen rieselte. Das Erdloch sah bodenlos aus, seine Ränder roh, instabil und beunruhigend frisch.

Die Nachbarn versammelten sich schnell, Telefone blinkten, Stimmen überschlugen sich in Panik. Polizei und Rettungsfahrzeuge trafen ein, ihre Sirenen schrillten durch die Nacht. Während die Beamten die Menschen zurückdrängten, kauerte Daniel am Rand, und seine Instinkte setzten ein. Er war nicht nur ein Hausbesitzer, sondern auch ein Geologe. Und was er sah, sah ganz und gar nicht natürlich aus.

Daniels Morgen begann immer auf die gleiche Weise. Er brühte Kaffee auf, während Claire Pfannkuchen machte und die Jungs am Tisch herumhüpften. Ethan, neun Jahre alt, ratterte die Fußballstatistiken herunter, während Leo, sieben Jahre alt, versuchte, Schokoladenchips in seinen Teller zu schmuggeln. Ihr Lachen erfüllte die Küche, warm und gewöhnlich, die Art von Geräusch, die Daniel verankerte.

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Nach dem Frühstück verstreuten sich die Jungen im Hof. Claire erinnerte sie an die Hausaufgaben, aber ihre Stimme klang nicht sehr eindringlich. Daniel lehnte sich an den Türrahmen und sah zu, wie sie einen Ball über den Rasen kickten. Das Haus fühlte sich bewohnt an, überlagert von kleinen Mängeln – Buntstiftflecken an den Wänden, schlammige Stiefel an der Hintertür.

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Daniel hatte sich immer glücklich gefühlt. Als Geologe verbrachte er viele Stunden mit dem Studium von Karten, Diagrammen und Bohrkernen, doch hier hatte er das, was er seinen “Ort der Freude” nannte Eine Familie. Ein Zuhause. Boden, der eigentlich festen Boden unter seinen Füßen hätte haben müssen. Er hatte sich nie etwas anderes vorgestellt.

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Der Tag verlief ruhig. Claire räumte die Küche auf und brummte leise vor sich hin, während Daniel ein paar E-Mails für die Arbeit beantwortete. Die Jungen rannten rein und raus, ihre Turnschuhe liefen über den Boden. Es war laut, unordentlich, schön. Daniel dachte flüchtig, dass Tage wie dieser ein Beweis für ein gut gelebtes Leben waren.

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Am frühen Nachmittag wurde es ruhiger im Haus. Die Jungen lagen auf dem Wohnzimmerteppich und lasen Comics. Claire saß mit einer Tasse Tee und scrollte auf ihrem Handy. Daniel gähnte und streckte seinen Rücken. “Ich glaube, ich werde ein kurzes Nickerchen machen”, sagte er und klopfte ihr auf die Schulter. Sie lächelte, den Blick immer noch auf den Bildschirm gerichtet.

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Er stieg die Treppe hinauf, das Haus knarrte auf vertraute Weise. Im Schlafzimmer zog er die Jalousien halb herunter und ließ gedämpftes Licht auf die Bettdecke fallen. Er legte sich hin und atmete tief aus, während sich das Brummen des normalen Lebens um ihn herum ausbreitete. Ausnahmsweise verspürte er keinen Drang zur Arbeit, nur Zufriedenheit.

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Dann erbebte der Boden. Ein tiefes, rollendes Ächzen dröhnte durch das Haus. Daniel setzte sich mit hämmerndem Herzen auf, als Bilderrahmen auf der Kommode klapperten. Von unten kam das Krachen von etwas, das herunterfiel, gefolgt von Claires erschrockenem Schrei. Das Geräusch wurde lauter, ein Brüllen, das die Erde zu zerreißen schien.

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Daniel sprintete gerade zum Fenster, als der Hof zusammenbrach. Die Erde brach ein, Zaunpfähle knickten wie Streichhölzer, der Boden stürzte spiralförmig nach unten in einen immer größer werdenden Schlund. Der Fußball, den die Jungen vorhin liegen gelassen hatten, rollte einmal, zweimal, dann verschwand er in der Dunkelheit. Die Erde hatte ihren Rachen geöffnet.

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Claires Schrei durchdrang die Luft, und die Jungen schrien vor Angst. Daniel stürzte die Treppe hinunter, sein Körper bewegte sich schneller als gedacht. Als er nach draußen stürmte, war der halbe Hof in einem Abgrund verschwunden. Das Erdloch klaffte unvorstellbar weit auf, und die Erde bröckelte immer noch in Wellen, als würde das Land selbst verschluckt.

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Die Nachbarn strömten auf die Veranden, die Stimmen wurden immer lauter und verwirrter. Irgendwo auf der Straße bellte ein Hund verzweifelt. Claire drückte die Jungen an sich, ihre Augen weiteten sich vor Angst. Daniel trat trotz der Gefahr näher an den Rand, sein Geologeninstinkt siegte über die Panik. Bei dem, was er dort sah, drehte sich ihm der Magen um.

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Einen Moment lang schien sich die Zeit zu dehnen. Das Tosen verklang, und zurück blieben nur das Zischen des sich bewegenden Bodens und das heisere Schluchzen der Jungen. Claire drückte sie fester an sich und flüsterte Beteuerungen, denen sie keinen Glauben schenkte. Daniel zwang sich, vom Rand zurückzutreten. Das Erdloch schien bodenlos zu sein, eine Wunde, die sich immer noch unter ihrem Leben ausbreitete.

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Die Familie kauerte zusammen auf der Veranda, zu erschüttert, um zu sprechen. Auf der anderen Straßenseite riefen die Nachbarn – Fragen, Gebete, panische Vermutungen. Jemand wählte schließlich den Notruf. Daniel starrte seine Söhne an, deren Wangen mit Staub verschmiert waren, und erkannte mit Schrecken, dass er nicht wusste, wie er das erklären sollte. Nicht als Vater. Nicht einmal als Wissenschaftler.

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Als die Sirenen ertönten, schnitten sie wie scharfe Klingen durch die Nachbarschaft. Polizei, Feuerwehr und Gemeindearbeiter strömten auf das Grundstück, zogen Absperrband und riefen Befehle. Flutlichter gingen auf, ihr greller Schein warf zackige Schatten auf den Krater. Die Familie wurde zurückgedrängt und in die wachsende Menge der Schaulustigen hineingedrängt.

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Daniel konnte sich nicht zurückhalten. Er ging näher an die Polizisten heran, die sich in der Nähe des Kraterrandes versammelt hatten und mit gezeichneten Gesichtern die zerklüfteten Ränder studierten. “Haben Sie eine Ahnung, was das verursacht hat?”, fragte er, seine Stimme war fester, als er sich fühlte. Einer von ihnen schüttelte den Kopf. “Könnte eine natürliche Senkung sein. Wir werden mehr wissen, wenn wir die Kamera runterschicken.”

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Daniel zögerte, dann sagte er: “Ich bin Geologe. Ich habe Erdfälle, Erdrutsche und Einsturzzonen untersucht. Das … sieht für mich nicht richtig aus.” Der Beamte sah überrascht auf und musterte ihn einen langen Moment lang. Um sie herum dröhnten Funkgeräte und Rufe, aber Daniel blieb standhaft und war nicht bereit, in die Stille zurückzukehren.

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“Was sieht nicht richtig aus?”, fragte der Beamte schließlich. Daniel deutete auf die Wände. “Das Profil des Bodens ist zu stark gestört. Natürliche Einstürze hinterlassen Muster, verdichtete Schichten. Das hier sieht anders aus. Als ob in ihn eingegriffen wurde.” Er schluckte. “Das passt nicht zusammen.” Seine Worte hingen in der Luft, verunsicherten sogar ihn selbst.

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Der Beamte rieb sich den Nacken und runzelte die Stirn. “Die Techniker der Stadt werden kommen, aber …” Er sah Daniel wieder an und wog etwas ab. “Wenn Sie bereit sind, können Sie uns vielleicht helfen, das, was wir sehen, zu verstehen.” Für einen Moment spürte Daniel, wie der Boden unter ihm kippte – nicht vor Einsturz, sondern vor Verantwortung.

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Kameras wurden in den Abgrund hinabgelassen, ihre Bilder auf einen kleinen Bildschirm projiziert. Daniel stand Schulter an Schulter mit den Beamten und hatte Herzklopfen. Die ersten Bilder zeigten rohe Erdwände, Schichten, die wie ein Querschnitt aus dem Lehrbuch freigelegt waren. Dann, tiefer, schwenkte die Kamera nach rechts und erfasste eine flache, unnatürliche Kante. Gerade. Zielgerichtet. Wie etwas Gebautes.

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Der Ingenieur murmelte: “Das kann nicht richtig sein.” Ein Polizeibeamter lehnte sich näher heran. “Alter Minenschacht?” Daniel schüttelte langsam den Kopf. Der Boden war zu locker, zu frisch. Er hatte schon viele eingestürzte Minen gesehen. Dies war keine von ihnen. Sein Magen zog sich zusammen. Wer auch immer diese Linie gezogen hatte, hatte es nicht vor Jahrzehnten getan.

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Claire kam auf ihn zu, ihre Stimme zitterte. “Daniel, geh bitte wieder rein.” Aber er konnte sich nicht losreißen. Der Bildschirm flackerte wieder, die Kamera tauchte tiefer in den Schatten ein. Und da war er: der Umriss eines Tunnels, der mit grobem Holz verstrebt war und vom Haus weg in die Dunkelheit führte.

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Die Menge murmelte unruhig vor sich hin, ein Flüstern, das sich wie ein Rauschen ausbreitete. Der Offizier neben Daniel atmete heftig aus. “Das sollte dort nicht sein”, murmelte er. Daniels Kiefer krampfte sich zusammen. Er wusste, dass er Recht hatte – das war kein natürliches Sinkloch. Das war etwas Geschnitztes, etwas Verborgenes. Und jetzt war es offen und für jeden zu sehen.

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Einen langen Moment nach dem Einsturz waren nur das Zischen der sich absetzenden Erde und die Schreie der Jungen zu hören. Claire drückte sie auf der Veranda fest an sich und flüsterte, dass alles gut werden würde. Daniel stand am Rande des Kraters und hatte Herzklopfen. Alles, was er sehen konnte, war Chaos – zerklüftete Erde, zerbrochene Zäune und Trümmerhaufen, die das Loch verschlossen.

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Als die Rettungsfahrzeuge eintrafen, glich das Grundstück einem Katastrophengebiet. Flutlichter beleuchteten den Rand, Funkgeräte surrten, Beamte drängten Schaulustige zurück. Schweres Gerät rollte heran, die Motoren ächzten. Daniel versuchte, sich auf seine Familie zu konzentrieren, aber sein Blick glitt immer wieder zum Rand des Einsturzlochs zurück. Irgendetwas an diesem Einsturz stimmte nicht.

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Das Futter von vorhin war fast unbrauchbar. Erde und zersplitterte Wurzeln verschmierten das Objektiv und versperrten jede klare Sicht auf den Boden. “Zu viele Trümmer”, murmelte einer der Ingenieure und schaltete den Monitor mit einem Seufzer ab. “Wir müssen es erst einmal wegräumen.” Die Mannschaften begannen, zerbrochene Bretter und Erdklumpen herauszuholen, und ihr Schweiß glänzte unter dem grellen Licht.

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Daniel ging näher heran, die Neugierde überwog die Angst. “Haben Sie eine Ahnung, was das verursacht hat?”, fragte er einen der Offiziere. Der Mann schüttelte den Kopf. “Noch nicht. Sieht chaotisch aus.” Daniel zögerte, bevor er sprach. “Ich bin Geologe. Ich habe schon Einstürze untersucht. Das … sieht nicht wie ein typisches Erdloch aus.” Der Beamte runzelte die Stirn, wies ihn aber nicht ab.

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Stunde um Stunde kamen die Trümmer nach oben. Als die Erde weggeschaufelt wurde, zeichnete sich eine Form ab – eine zu gerade Kante, eine zu gewollte Vertiefung. Als sich das Flutlicht verschob, bekam Daniel ein flaues Gefühl im Magen. Es war nicht nur rohe Erde. Es war der Umriss von etwas, das wie ein Tunnel aussah.

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Die Stadtingenieurin fluchte leise vor sich hin. “Das sollte dort nicht sein.” Ein Kollege rollte laminierte Planungskarten aus und fuhr mit dem Finger über das Gebiet. “Es gibt keine Aufzeichnungen über irgendetwas unterhalb dieses Grundstücks”, sagte er. “Keine Versorgungseinrichtungen, keine Minen, keine historischen Schächte.” Die Karten zeigten sauberen, festen Boden. Die Bilder, die vor ihnen lagen, sagten etwas anderes.

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Beamte versammelten sich um den Bildschirm und diskutierten mit leiser Stimme. Alte Schmugglertunnel? Vergessene Regenwasserkanäle? Nichts davon ergab einen Sinn. Der Boden war zu locker, das Holz zu frisch. Daniel lehnte sich näher heran, sein Puls pochte. Das war nicht nur die Natur, die in sich zusammenbrach. Jemand hatte sich dort unten einen Platz geschaffen – und zwar vor kurzem.

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Claire berührte nervös seine Schulter. “Daniel, bitte, komm zurück.” Aber er konnte nicht. Das Loch hatte ihnen nicht nur den Garten genommen, sondern auch die Gewissheit selbst. Was auch immer sich unter ihrem Haus befand, war nicht natürlich. Und als die Trümmer sich lichteten, sah es immer mehr nach einem Geheimgang aus.

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Die Aufräumarbeiten dauerten bis spät in die Nacht. Jede Schaufel Erde enthüllte mehr von der Form des Tunnels, bis die Kameras schließlich eine Öffnung einfingen: einen schmalen Gang, der mit grobem Holz verstärkt war. Er war nicht alt – die Balken sahen frisch geschnitten aus, die Erde lag noch lose um sie herum. Daniels Puls beschleunigte sich.

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Die Ingenieure kauerten wieder über ihren Karten, ihre Stimmen klangen ungläubig. “Hier gibt es keine Aufzeichnungen über einen Tunnel. Weder in den historischen Vermessungen noch in den Versorgungsnetzen.” Ein anderer schüttelte den Kopf. “Das ist kein altes Bauwerk. Das wurde gegraben.” Das Wort “gegraben” hatte Gewicht, wie eine Anschuldigung, die gegen die Erde selbst gerichtet war.

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Daniel trat näher heran. “Wenn Sie meine Meinung hören wollen”, sagte er vorsichtig, “dieser Boden wurde vor kurzem aufgewühlt. Wochen, vielleicht Monate – nicht Jahrzehnte. Ein natürliches Sinkloch zeigt keine solchen Verstrebungen.” Der leitende Ingenieur blickte ihn an, und seine Skepsis wich der Neugierde. “Sie sagten, Sie sind Geologe, richtig? Sind Sie bereit, uns zu beraten?”

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Zögernd nickte Daniel. Er spürte, dass Claire ihn von der Veranda aus beobachtete, aber er konnte jetzt nicht mehr zurückweichen. Dies war sein Land, sein Zuhause, und jetzt war sein Fachwissen der einzige Anker gegen das Chaos. Er hockte sich an den Rand und zeichnete mit einer behandschuhten Hand die gestörten Schichten nach. “Das war nicht die Natur. Das war der Mensch.”

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Als immer mehr Trümmer auftauchten, dehnte sich der Tunnel immer weiter in die Dunkelheit aus. Arbeiter ließen eine Kamera herab, deren Bild wackelig, aber klar genug war, um die groben Holzverstrebungen zu zeigen. Daniel lehnte sich näher an den Monitor, sein Magen zog sich zusammen. “Das ist kein natürlicher Hohlraum”, sagte er. “Diese Stützen – jemand hat sie dort angebracht. Das wurde gegraben.”

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Die Polizeibeamten begannen zu spekulieren. “Schmuggler?”, schlug einer vor. “Alte Prohibitionstunnel?”, vermutete ein anderer. Daniel schüttelte den Kopf. “Die Bodenverdichtung ist zu locker. Er hat nicht ein Jahrhundert lang ungestört gelegen. Wer immer das getan hat, hat erst vor kurzem damit angefangen – und er wusste, was er tat.” Er sagte nicht, was er sonst noch dachte: Es war noch aktiv.

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Ein Beamter zündete sich eine Zigarette an, die Nerven ließen seine Hände zittern. “Und? Hat jemand unter dem Haus dieses Mannes gegraben?” Daniel schwieg, aber der Gedanke ließ seine Brust zusammenziehen. Es war nicht nur sein Haus, es war der Garten seiner Kinder, ihr Fußballplatz, ihr Garten. Was auch immer da unten war, es war ihm viel zu nahe gekommen.

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Die Scheinwerfer neigten sich erneut und schickten Schatten über die Tunnelöffnung. Ein Arbeiter ließ die Kamera tiefer sinken. Das Bild flackerte und gab den Blick frei auf weggeworfene Werkzeuge, Stofffetzen und etwas, das aussah wie eine halb aufgegessene Rationstüte. Daniel lehnte sich näher heran, sein Herz hämmerte. Das war nicht nur ein Tunnel. Er war in Betrieb.

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Der Offizier neben ihm murmelte: “Das dürfte es eigentlich gar nicht geben.” Seine Stimme knackte, als hätte auch der Boden unter seiner Gewissheit nachgegeben. Daniel wusste eines mit Sicherheit: Das Erdloch hatte nicht nur ein Loch in der Erde offenbart, sondern etwas, das jemand unbedingt verstecken wollte.

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Als die Arbeiter für die Nacht zusammenpackten, spürte Daniel das Gewicht dessen, was auf ihn zukam. Der Tunnel war da, unbestreitbar. Morgen würden sie tiefer gehen. Und tief im Inneren fürchtete er bereits die Antwort auf die Frage, die niemand laut aussprechen wollte: Wohin führte er?

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Der Morgen brachte keine Ruhe. Das Erdloch wurde im Tageslicht immer größer, seine Ränder waren abgesperrt, die Maschinen standen wie Wächter da. Daniel nippte auf der Veranda an seinem bitteren Kaffee und beobachtete, wie die Beamten in Scharen zurückkehrten. Claire schwebte neben ihm, ihre Stimme war leise. “Du musst dich nicht einmischen.” Aber er wusste bereits, dass er es tun würde.

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Polizisten und Ingenieure berieten sich, dann winkten sie ihn zu sich. Der leitende Ermittler gestikulierte in Richtung der Bildschirme. “Sie hatten recht mit dem Boden. Wir könnten Ihr Auge gebrauchen, wenn wir dort hinuntergehen. Sind Sie bereit, mitzukommen?” Daniel zögerte, aber die Antwort kam schneller, als ihm lieb war. “Ja.” Er konnte sich jetzt nicht mehr abwenden.

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Die Gurte wurden angelegt, die Helme überprüft, die Funkgeräte knackten. Daniel stieg mit zwei Beamten ab, die Luft wurde kühler, der Geruch von feuchter Erde stieg ihm in die Nase. Flutlichter schwenkten über ihm und fingen die rauen Holzstützen ein. Die Wände des Tunnels drückten dicht an dicht, von Hand zerklüftet. Er war klaustrophobisch, eine in die Erde geschnittene Ader.

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Als sie weitergingen, bemerkte Daniel Details, die ihn frösteln ließen: frische Werkzeugspuren an den Wänden, Haufen von losem, noch nicht verdichtetem Erdreich und grobe Verstrebungen, die in ungünstigen Winkeln verkeilt waren. Das war nicht Jahrzehnte alt. Das hier war neu, lebendig, mit den Spuren der Arbeit, die noch im Gange war. Sein Herz schlug mit jedem Schritt schneller.

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Nach fünfzig Metern fluchte ein Offizier leise vor sich hin. Ein Haufen weggeworfener Vorräte lag auf dem Boden – Plastikwasserflaschen, Verpackungen, sogar der Stummel einer Kerze brannte schwach. Daniel ging in die Hocke und fuhr mit der Hand über das Wachs. Es hatte keinen Staub angesammelt, war nicht einmal vollständig geschmolzen. “Wer immer hier war”, flüsterte er, “war erst kürzlich hier.”

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Der Tunnel ging weiter und dehnte sich in die Dunkelheit aus. Ein schwacher Luftzug trug den Geruch von Rost und etwas anderem mit sich – Schweiß vielleicht. Daniels Handflächen wurden in seinen Handschuhen glitschig. Dies war nicht nur ein verlassenes Projekt. Es war ein Weg, der immer noch in Betrieb war, der unter seinem Haus verlief und sich einem unsichtbaren Ziel näherte.

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Zurück an der Oberfläche verglichen die Ingenieure ihre Notizen und legten ihre Lineale über die Karten. Der Verlauf des Tunnels war nicht zufällig; er verlief gerade und zielgerichtet, als hätte jemand jeden Winkel geplant. Daniel zeichnete den Vektor mit dem Finger nach und legte die Stirn in Falten. Er führte weder in Richtung Stadt noch zu einer bekannten Infrastruktur.

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Unter den Beamten brach ein Streit aus. “Schmuggler?”, fragte einer. “Illegale Tunnel?”, vermutete ein anderer. Daniel schüttelte den Kopf. “Der Boden ist zu locker. Das ist nicht etwas, das jahrzehntelang unberührt geblieben ist. Wer auch immer das gegraben hat, arbeitet immer noch daran.” Seine Worte brachten die Gruppe zum Schweigen und hinterließen eine Stille, die sich schwerer anfühlte als der Boden selbst.

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Der Offizier neben ihm murmelte: “Das ergibt doch keinen Sinn.” Er starrte wieder auf die Karte und zeichnete den Weg des Tunnels nach. Er kreuzte keine dokumentierten Linien, entsprach keinen alten Versorgungsleitungen. Er führte … irgendwo anders hin. Und die Tatsache, dass niemand sagen konnte, wohin – das war das Beängstigende an der ganzen Sache.

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Der Tunnel schien endlos zu sein, der Lichtkegel von Daniels Scheinwerfer wurde von der Dunkelheit vor ihm verschluckt. Die Beamten bewegten sich langsam, die Funkgeräte knisterten leise. Dann flackerte in der Ferne ein Licht auf. Nicht ihr Licht. Ein anderes Licht, das auf sie zukam. Daniel erstarrte, das Herz schlug ihm bis zum Hals. Jemand war hier unten.

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“Bleiben Sie stehen”, flüsterte der leitende Beamte, eine Hand auf seinem Holster ruhend. Das Glühen wurde heller, Schritte scharrten auf dem feuchten Boden. Dann tauchte eine Gestalt auf – ein Mann in zerlumpter Kleidung, Schweiß glänzte auf seiner Stirn, und seine Augen verengten sich beim Anblick der Fremden in seinem Tunnel.

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“Wer sind Sie?”, bellte der Beamte. Der Mann antwortete nicht. Seine Brust hob sich, sein Blick huschte zwischen Daniel und den Uniformierten hin und her, die ihm den Weg versperrten. Sein Schweigen war lauter als jedes Geständnis. In seiner Hand umklammerte er eine verbeulte Schaufel, die Knöchel waren weiß am Griff.

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“Lass sie fallen. Sofort.” Die Stimme des Beamten wurde härter. Einen Herzschlag lang rührte sich der Mann nicht. Dann stürzte er rückwärts und versuchte, in der Dunkelheit zu verschwinden. Der Beamte stürzte sich auf ihn und schleuderte ihn gegen die Wand. Erde regnete auf ihn herab, der Mann schrie auf und wehrte sich, aber er wurde schnell mit Stahlmanschetten gefesselt.

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Daniel drückte sich an die Wand, sein Atem ging flach. Er hatte noch nie eine so rohe, so wilde Verzweiflung gesehen. Der Mann murmelte Flüche und weigerte sich, jemandem in die Augen zu sehen. Aber der orangefarbene Overall unter seiner schmutzigen Jacke erzählte die Geschichte, die sein Schweigen nicht erzählte. Er war nicht einfach irgendwer. Er war ein Häftling.

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“Wohin führt dieser Tunnel?”, fragte der Beamte und zerrte ihn aufrecht. Der Gefangene spuckte auf den Boden, aber der Blick, den er in den Tunnel warf, verriet es. Die Richtung war nicht in Richtung Stadt. Er führte zurück zu Steinmauern und Stacheldraht. Der Tunnel war nicht zufällig, er war ein Fluchtweg.

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Die Polizisten tauschten grimmige Blicke aus. Einer murmelte: “Direkt ins Gefängnis.” Daniels Magen sank. Das Senkungsloch hatte keine Geschichte offenbart – es hatte einen aktiven Gefängnisausbruch freigelegt, der sich unter seinem eigenen Hof befand.

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Als sie den Gefangenen wieder an die Oberfläche holten, hatten sich bereits die Medien versammelt. Die Kameras blitzten wild, als Daniel hinter den Beamten auftauchte und im Scheinwerferlicht blinzelte. Die Reporter zuckten zusammen, als sie den Mann in Handschellen sahen, dessen Overall mit Schmutz verschmiert war, ein Beweis für die Geschichte, die niemand erwartet hatte.

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Die Nachbarn reckten sich, um einen Blick zu erhaschen, und ihre Stimmen wurden ungläubig. Die Familie rückte näher an Daniel heran, Erleichterung zeichnete sich auf Claires Gesicht ab. Doch Daniel konnte sich des Gedankens nicht erwehren: Wenn ein Gefangener es bis hierher geschafft hatte, wie viele andere waren dann noch am Graben? Und wie nahe waren sie der Freiheit gekommen?

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Die Szene vor ihrem Haus hatte sich über Nacht verändert. Nachrichtenwagen säumten die Straße, Reporter schrien Fragen durch Mikrofone, während Scheinwerfer den Hof in eine Bühne verwandelten. Daniel schirmte seine Augen ab und wünschte, der Boden würde ihn ganz verschlucken. Claire stand mit den Jungen auf der Veranda und hielt sie dicht bei sich, ihre Gesichter waren blass.

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Die Polizei eskortierte den Gefangenen in Handschellen in einen Streifenwagen, die Kameras blitzten bei jedem Schritt. “Ist dies Teil eines Fluchtplans?”, rief ein Reporter. “Wie viele andere gibt es noch?”, drängte ein anderer. Die Beamten ignorierten sie, aber ihre angespannten Kiefer und ihre knappen Bewegungen sprachen lauter als jede offizielle Erklärung es könnte.

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Daniel versuchte, an der Menge vorbeizukommen, aber die Mikrofone stießen wie Speere gegen ihn. “Sir, wie fühlen Sie sich, wenn Sie wissen, dass Häftlinge unter Ihrem Haus gegraben haben?” Er antwortete nicht. Er konnte es nicht. Jede Frage machte den Knoten in seiner Brust nur noch fester. Er war keine Geschichte – er war ein Ehemann, ein Vater.

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Drinnen fühlte sich das Haus kleiner an, erstickte unter dem Gewicht der Angst. Claire drängte ihn in der Küche in die Enge, mit scharfer Stimme. “Hier ist es nicht sicher, Daniel. Was ist, wenn da noch mehr rauskommen? Was, wenn…” Sie unterbrach sich und blickte zu den Jungen im Nebenzimmer. Ihr Schweigen sagte genug.

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Am Abend bestätigten die Polizeibeamten, was Daniel bereits vermutet hatte. Der Verlauf des Tunnels entsprach genau dem Verlauf des meilenweit entfernten Staatsgefängnisses. Die Ausbrecher hatten sich monatelang, vielleicht sogar jahrelang, unbemerkt unter der Erde in die Freiheit gegraben. Der Einsturz war nicht zufällig, sondern das Ergebnis ihrer verzweifelten Grabungen.

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Die Justizvollzugsanstalt wurde sofort abgeriegelt. Sirenen heulten in der ganzen Stadt, Hubschrauber kreisten über dem Gebiet und suchten mit ihren Scheinwerfern den Wald ab. Beamte in taktischer Ausrüstung marschierten wie Soldaten durch Daniels Hof. Zum ersten Mal in seinem Leben betrachtete er sein Grundstück nicht als Zuhause, sondern als Frontlinie.

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Daniels Fachwissen hielt ihn an die Ermittlungen gefesselt. Die Ingenieure fragten ihn nach seiner Meinung über die Stabilität des Bodens, ob weitere Einstürze folgen könnten. Er antwortete so gut er konnte, aber seine Gedanken waren nicht mehr bei der Geologie. Er konzentrierte sich auf Claires verängstigte Augen, auf Ethans zitternde Hände und auf Leos geflüsterte Frage: “Sind wir in Sicherheit?”

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Keine Antwort fühlte sich stark genug an. Nicht, als er wusste, dass ein Häftling bereits aufgetaucht war. Wenn ein Mann durchgeschlüpft war, konnten es auch andere sein. Daniel lag noch lange nach Mitternacht wach und starrte auf das im Scheinwerferlicht leuchtende Erdloch. Jeder Schatten auf dem Hof fühlte sich wie eine Bewegung an. Jedes Geräusch war eine Bedrohung.

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Das Verhör des gefangenen Häftlings ergab mehr, als alle erwartet hatten. Zwischen Flüchen und Schweigen brach er schließlich ab: Es waren zwei von ihnen. Einer war im Tunnel gefangen worden. Der andere hatte es hinausgeschafft. Ein einzelner Mann, frei in der Nacht. Diese Enthüllung erschreckte Daniel mehr als das Erdloch selbst.

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Die Polizei versicherte ihm, dass der Flüchtige nicht weit gekommen sein konnte. Eine Fahndung breitete sich in den Wäldern aus, Suchscheinwerfer leuchteten über Felder hinweg. Bevor er ging, drückte der leitende Beamte Daniel eine Karte in die Hand. “Verschließen Sie Ihre Türen. Halten Sie Ihre Familie zusammen. Wenn etwas passiert, rufen Sie diese Nummer an. Ich bin am Morgen zurück.”

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In dieser Nacht zog Daniel die Matratzen im Schlafzimmer zusammen. Claire drückte die Jungen eng an sich und flüsterte ihnen Versprechen der Sicherheit zu. Daniel saß in dem Sessel neben der Tür, das Telefon in der Hand, und lauschte auf jedes Knarren des alten Hauses. Der Schlaf kam in unruhigen Bruchstücken, unterbrochen von der Last seiner Angst.

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Dann, kurz vor Mitternacht, hörte er es – knarrende Bodendielen im Erdgeschoss. Langsam und bedächtig. Sein Blut wurde kalt. Er wählte die Nummer des Beamten und flüsterte mit fester Stimme: “Herr Beamter? Ich glaube… da ist jemand in meinem Haus.”

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Die Antwort kam gleichmäßig, trainiert für solche Ängste. “In Ordnung, Daniel, hör mir gut zu. Ich möchte, dass du deine Schlafzimmertür abschließt, deine Familie drinnen lässt und dich nicht rührst. Versuchen Sie nicht, den Helden zu spielen. Ich bin schon auf dem Weg.” Daniel warf einen Blick auf Claire, die die Jungen umklammerte und deren große Augen auf ihn gerichtet waren. Seine Kehle war wie zugeschnürt. “Er ist unten. Ich kann hören, wie er sich bewegt. Was, wenn er hochkommt?”

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“Sie haben das Richtige getan, als Sie mich angerufen haben”, versicherte der Beamte. “Hilfe ist nur Minuten entfernt. Halten Sie die Leitung offen. Ihre Aufgabe ist es, Ihre Familie zu schützen und bei ihr zu bleiben. Meine Aufgabe ist es, sich um denjenigen zu kümmern, der in Ihrem Haus ist.” Daniel nickte, obwohl der Beamte es nicht sehen konnte. “Beeilen Sie sich einfach.”

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Doch als er auflegte, kämpfte der Instinkt mit der Vernunft. Jedes Knarren unter ihm klang näher, jeder Schatten im Türspalt dunkler. Sein Puls rauschte in seinen Ohren. Trotz der Warnung trugen ihn seine Beine in Richtung Treppe – denn er konnte es nicht ertragen, zu warten, während unter seinem Dach die Gefahr lauerte.

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Daniel bewegte sich mit dem noch warmen Telefon in der Hand den Flur hinunter, jeder Schritt gegen das Holz war eine Nervenprobe. Die Worte des Offiziers hallten in seinem Kopf nach: Bleiben Sie bei Ihrer Familie. Versuchen Sie nicht, ein Held zu sein. Aber der Gedanke, dass Claire und die Jungen im Obergeschoss gefangen waren, war unerträglich.

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Am oberen Ende der Treppe hielt er mit hämmerndem Herzen inne. Unten fiel der schwache Schein des Verandalichts in das Wohnzimmer. Eine Gestalt hockte neben den Schubladen und durchwühlte sie mit hektischen, ruckartigen Bewegungen. Der vermisste Häftling. Seine Jacke war zerrissen, sein Gesicht hohl, aber seine Augen blitzten verzweifelt.

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Daniel wich zurück, hielt den Atem an und hoffte, dass der Boden ihn nicht verraten würde. Aber das alte Holz ächzte unter seinem Gewicht. Sein Fuß rutschte gegen das Geländer, und der Aufprall hallte wie ein Schuss in dem stillen Haus wider. Der Kopf des Flüchtigen hob sich, seine Augen fixierten ihn.

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Einen Herzschlag lang bewegten sich beide nicht. Dann stürmte der Häftling zur Tür und stieß sie mit einem lauten Knall auf. Daniel stolperte hinter ihm her und schrie ins Telefon: “Er rennt! Er rennt raus!” Scheinwerfer fuhren über den Hof.

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Ein Streifenwagen kam quietschend zum Stehen, Schotter spritzte auf. Der Beamte sprang vom Fahrersitz, als der Flüchtige auf der Veranda aufschlug. Sie stießen hart zusammen, der Mann wurde ins Gras geschleudert und in Sekundenschnelle in Handschellen gelegt. Daniel klammerte sich mit stolzgeschwellter Brust an das Geländer, während der Beamte den Gefangenen nach oben zerrte.

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Der Häftling spuckte Flüche und zappelte nutzlos im Griff des Beamten. Blaues Licht leuchtete gegen das Haus und färbte die Fenster in wechselnden Farben. Claire erschien am oberen Ende der Treppe und umklammerte die Jungen, ihr Gesicht war von Erleichterung geprägt. Daniel schaffte ein zittriges Nicken und flüsterte: “Es ist vorbei.” Zum ersten Mal in dieser Nacht glaubte er es.

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Blaue Lichter leuchteten noch immer über den Hof, als der Flüchtige in den Streifenwagen geschoben wurde. Der Beamte drehte sich zu Daniel um, mit Wut in der Stimme. “Ich habe Ihnen gesagt, Sie sollen nicht den Helden spielen”, schnauzte er. “Sie haben Glück, dass ich noch in der Nähe war. Was, wenn er an mir vorbeigeschlüpft wäre? Was, wenn er wieder entkommen wäre?”

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Daniel richtete sich auf, immer noch zitternd. “Und was, wenn er die Treppe hinaufgekommen ist? Was, wenn er mein Schlafzimmer erreicht hat? Ich war die einzige Verteidigungslinie zwischen ihm und meiner Familie.” Seine Stimme knackte, aber der Stahl in ihr war nicht zu leugnen. Einen Moment lang herrschte Schweigen zwischen ihnen.

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Die Schultern des Offiziers sackten zusammen. Er atmete aus, und der Hauch von Wut wich eher einer Art Respekt. “Dickköpfiger Bastard”, murmelte er und schüttelte den Kopf. Dann stieß er unerwartet ein raues Lachen aus. Daniel lachte ebenfalls, und die Angst einer ganzen Nacht entlud sich in seinem Lachen. Sie fassten sich an den Händen, fest und sicher.

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Am Morgen waren die Sirenen verschwunden. Die Reporter hatten sich zurückgezogen, das Erdloch war mit Barrieren versiegelt. Daniel saß mit Claire auf der Veranda, die Jungen purzelten über das Gras, und das Lachen kehrte in den Hof zurück. Ihr Zuhause trug Narben, aber es gehörte ihnen. Und dieses Mal hatte die Erde ihnen die Sicherheit zurückgegeben, anstatt sie ihnen zu nehmen.

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